Eins plus Eins = wir?

twins – ich & ich. Eine Musikperformance mit Paz und Pía Miranda

A.Tonal.Theater, Regie: Jörg Fürst, Orangerie Theater

Biographische Erzählungen haben momentan auf Kölner Bühnen Konjunktur: nach dem furiosen Solo von Bibiana Jiménez (Fraktura) und dem klugen Nachdenken über die Weitergabe von Traumatisierungen (Geister ungesehen) feierte jetzt eine, nun ja, Fingerübung zum Thema Zwillinge Premiere in der Orangerie. In der fast schon verspielten Regie von Jörg Fürst erzählen die Schwestern Paz und Pía Miranda davon, wie es ist, mit einer Person großzuwerden, die so aussieht wie man selbst. Wie der Großvater ein neues Wort erfand: Píapaz und wie sie als Kinder versuchten, ihre Ähnlichkeit auszunutzen, aber bei dem Versuch in der Schule die Rollen zu tauschen, auffielen, weil sie so unterschiedliche Handschriften haben. Die Botschaft des Abends ist klar: Zwillinge mögen sich zwar äußerlich gleichen und ähnliche Berufe ergreifen (beide sind Musikerinnen), aber sie sind mehr als nur lebendige Spiegelbilder ihrer selbst – nämlich unverwechselbare Individuen. Identität ist also das Thema des gut einstündigen Abends. Was macht sie aus und wie lässt sie sich leben, wenn man zu zweit auf die Welt kommt?

In pinken Jumpsuits gewähren die Schwestern dem Publikum anekdotische Einblicke in ihre Biografie: Aufgewachsen in Chile erlernten sie ihre Instrumente schon in der Schule, Posaune die Eine, Querflöte die Andere. Im Abstand von drei Jahren kamen sie Anfang der Nuller Jahre zum Musikstudium nach Köln – und sind geblieben, auch wenn ihnen die kulturelle Umstellung auf das distanzierte deutsche Miteinander nicht leicht fiel. Mit melancholisch-heiteren Sets führen die Musikerinnen ihre Erzählung auf einer anderen Ebene weiter. Auch die sensible Live-Kamera von Susann Martin greift das Thema der mehrfachen Anwesenheit, der Verdopplung und Spiegelung auf, gut präzise gesetztes Licht entwirft Schattenspiele an den Wänden. Das alles ist schön anzusehen und zu hören, sehr sympathisch und bisweilen von einer sehr zärtlichen Komik. Dem soziologischen Konzept der Identität kommt die Performance damit jedoch nur oberflächlich auf die Spur. Das Private ist eben nicht immer Politisch.

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